Interview mit Laura Ilgfarbenfroh, flauschig und weich
Märchengestalten (Foto: U. Rensmeyer)
F: Laura, du stellst mit anderen Eltern zusammen diese wunderschönen, stimmungsvollen Wollbilder her. Kannst du uns bitte etwas über die Technik sagen ?
L: Ja, gerne. Wollbilder entstehen, wenn Märchenwolle dünn in mehreren Schichten auf Filz gelegt wird. Es wird trocken gearbeitet. Zum Schluss wird mit der Filznadel fixiert und bei Bedarf die Konturen hervorgehoben.
F: Welche Motive wählst du ?
L: Vor allem Märchen, Landschaften, Pflanzen und Tiere. Sie eignen sich deshalb so gut, weil man mit Hilfe der Wolle in die Welt der Märchen und Stimmungen eintauchen kann. Durch die Schichten und vor allem die Farben gestaltet sich das Motiv nach und nach. Zudem ist Wolle ein geduldiges Material, das auch Ungeübte gerne auf die Reise zu kreativem Tun mitnimmt. Sie hat etwas Hüllendes und Freilassendes. Sie engt nicht ein. Bei den Wollbildern kommt es auch nicht auf eine exakte Wiedergabe der Vorlage an, sondern gerade durch das individuelle Gestalten wird das Bild lebendig.
F: Wie viele Menschen arbeiten in deiner Gruppe ? Und wie oft trefft ihr euch ?
L: Beständig sind wir nur zu viert. Wir treffen uns übers Jahr an den Martinimarktarbeitstagen und nach Absprache ab Ende September bei mir zu Hause.
F: Wie lange braucht man denn für ein Wollbild ?
L: Das ist abhängig vom Motiv und dem Übungsgrad. Ich würde sagen von 6 Stunden an aufwärts.
F: Braucht man besondere Fertigkeiten oder Vorkenntnisse ?
L: Nein. Aber es ist gut, wenn man die Märchen schon gelesen hat. Ich möchte die Eltern ermuntern es einfach mal auszuprobieren; sie werden über das Ergebnis erstaunt sein! Außerdem ist der Umgang mit Wolle auch etwas, das die Kinder liebend gerne tun. So können Eltern mit ihren Kindern zu Hause gemeinsam gestalten, was für alle eine sehr schöne Erfahrung ist.
F: Ihr verkauft die Wollbilder am Martinimarkt im Festsaal. Ich habe den Eindruck, dass sie sehr begehrt sind ?
L: Ja, innerhalb einer Stunde sind so gut wie alle verkauft. Wir haben meistens 25 Stück, könnten aber wesentlich mehr verkaufen, weil die Nachfrage so groß ist.
Wollbilder am Martinimarkt (Foto: U. Rensmeyer)
F: Wäre es auch deshalb gut, wenn ihr mehr Leute wärt ?
L: Natürlich. Aber die andere Seite ist, dass Kreativsein eine Bereicherung ist. Man kommt mehr zu sich und zur Ruhe. Wenn man gemeinsam kreativ ist, entsteht ganz selbstverständlich ein Austausch untereinander, der interessant und hilfreich ist, weil die Eltern Kinder in verschiedenen Klassen haben und somit unterschiedliche Erfahrungen vermitteln und Fragen beantworten können.
F: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade in den Zeiten, in denen ich durch kleine Kinder und Beruf sehr eingespannt war, das gemeinsame Handarbeiten eine Insel im Alltag bildete, eine Zeit zum Auftanken. Das gemeinsame Tun, seien es Handarbeiten, das Herstellen oder Reparieren von Werkzeug ist ja etwas ganz Archaisches, das den Mensch vielleicht schon immer genährt hat. Ich beobachte auch, wie Kinder sich in solchen Situationen entspannen oder selber ins Tun kommen, wenn man z.B. in der Zeit, in der sie Hausaufgaben machen, am Tisch selbst etwas bastelt. Dann hält man solche, manchmal zähen Stunden auch besser aus und muss die Kinder nicht so drängeln. Aber zurück zu dir und den Wollbildern. Wie bist du denn überhaupt dazu gekommen ?
L: Schon sehr früh. Es war in einem Kurs für Geburt und Elternsein vor mehr als 20 Jahren. Motiviert hat mich das Buch von Freya Jaffke „Gestalten mit farbiger Wolle“. Und Wolle begeistert mich immer noch. Ich mache die Wollbilder einfach gern, das Material ist weich und flauschig, die Farben begeistern mich und die Tiefe, die durch die Schichten entsteht! Beim Gestalten versinke ich darin. Außerdem gibt es unzählige Motive, so dass auch öfters Neues entstehen kann.
F: Ich glaube wir haben jetzt einen beinahe sinnlichen Eindruck vom Entstehen der Wollbilder bekommen. Vielen Dank dafür ! Wie erreichen dich die Mütter und Väter, die jetzt gerne mitmachen wollen ?
L: Am besten rufen sie mich einfach an. Ich freue mich über Zuwachs und lade sie herzlich ein in diese wundervolle Arbeit einzutauchen.
Kontakt: Laura Ilg
Liebe Laura, ich schreibe Märchen und Kurzgeschichten und habe bisher einen (sehr guten) „Zeichner“ (siehe Leseratte in der Hängematte), aber ich könnte mir auch denken, dass „Wollbilder“ sehr gut zu meinen neuen Geschichten passen würden. Das Problem (oder auch nicht) ist, dass diese Märchen NEU sind, also unbekannt, was bedeutet, dass der Wollbild-Designer freie Hand in der Gestaltung hat (und keine Vorlagen). Kann ich Ihnen einmal eine solche Kurzgeschichte zuschicken, um dazu ein Bild „wollen“ zu lassen. Auf das Ergebis bin ich selbst gespannt, denn so sehe ich, was man sich unter dieser Erzählung vorstellt. Das Bild wird natürlich bezahlt. Eine langfristige Zusammenarbeit ist angedacht, falls möglich. MFG – RK