Kommunikation und Schutz – Die Insel im Pausenhof
Interview mit drei fröhlichen, begeisterten Frauen des Pausenbrotteams
Schmackhaft und begehrt (Foto: S. Gabor)
F: Guten Morgen! Ich weiß gar nicht, ob die Leser wissen, dass an unserer Schule Pausenbrot angeboten wird. Könnt ihr bitte erst mal dazu etwas sagen?
A: Das Pausenbrot ist ein Angebot für die Schüler der unteren Klassen. Es wird von Eltern hergerichtet und in der großen Pause auf dem oberen Schulhof zum Selbstkostenpreis verkauft. Dabei handelt es sich um halbierte demeter Vollkornbrötchen, die mit gelber und roter Marmelade, Honig, Käse, Wurst und Frischkäse belegt und mit Gemüse garniert werden. Dazu gibt es Obst, Gemüse und Tee umsonst. Manchmal auch hartgekochte Eier und Knäckebrot.
F: Ich schaue gerade zu, wie liebevoll und ansprechend die Brötchen zubereitet werden. Da kann ich mir vorstellen, dass auch Kinder, die sonst nicht so gerne Vollkornbrötchen essen, Appetit bekommen! Was ist denn besonders begehrt?
A: Das frische Obst ist der Renner. Und die Marmeladenbrötchen, aber auch die mit Käse oder Wurst. Ja, es ist wirklich alles sehr beliebt bis auf den Tee, der je nach Wetter mehr oder weniger gefragt ist. Außerdem trinken viele Kinder nur noch gesüßten Tee, was wir eigentlich nicht machen möchten.
Tee – wärmendes Labsal (Foto: S. Gabor)
F: Als meine Kinder noch kleiner waren, war ich froh, dass es für sie die Möglichkeit gab, sich in der Schule ein gutes Brötchen zu kaufen, wenn mir das Brot übers Wochenende mal wieder ausgegangen war. Warum kaufen die Kinder heute ein Pausenbrötchen?
A: Oft weil sie noch nicht gefrühstückt haben. Es gibt „Stammkunden“ und welche, die nur ab und zu was kaufen. Ein paar Spezialisten sind dabei, deren Vorlieben wir schon kennen z.B. auf alles Kräutersalz zu streuen. Das ist nett. Für viele Kinder ist der Pausenbrotwagen aber auch eine wichtige Kommunikationsplattform.
F: Inwiefern?
A: Es kommen auch Kinder ohne etwas zu kaufen, z.B. kleine Mädchen, die sich an den Wagen stellen und sich so beschützt fühlen vor den größeren Jungs, andere erzählen uns einfach von ihrem Schulalltag oder zeigen uns ihr eigenes Schulbrot. Wieder andere legen ihre Brotdose auf dem Wagen ab und gehen Fange spielen. Jüngere Kinder treffen hier auf ältere und beobachten sie ohne selber was sagen zu müssen. Und es gibt welche, die sich einfach nur am Wagen festhalten.
Insel im Pausenhof (Foto: S. Gabor)
F: Dann ist der Pausenbrotwagen also eine Art Insel oder vertraute Anlaufstelle auf dem Schulhof, wo jeder willkommen ist mit dem, was er gerade braucht; sei es einfach etwas zu essen, ein bisschen Schutz oder ein Ohr, dem man unverbindlich mitteilt, was einen gerade bewegt. Das ist so schön und wichtig! Dafür lohnt sich der Aufwand allemal und jetzt begreife ich auch, warum niemand die Notwendigkeit dieses Pausenbrotangebotes in Frage stellt.
A: So viel Aufwand ist es gar nicht. Man beginnt zwischen 8 und 8.30Uhr,die Brötchen werden geliefert, der Belag liegt im Kühlschrank und das Obst gibt es von Herrn Christian, so dass man nichts selber besorgen muss. Wie man die Brötchen gestaltet ist jedem selber überlassen. Es gibt nur ein paar Hygieneregeln zu beachten, nämlich die Hände waschen, eine Schürze tragen, den Tisch abwischen und die Brötchen in Behältern mit Klarsichtdeckel anbieten, damit sie geschützt sind vor Fliegen, Spucke und Sonne. Nach dem Verkauf, wenn die Pause zu Ende ist, wird noch gespült und abgerechnet, so dass man ungefähr um 10.30Uhr fertig ist.
F: Wie viele Leute sind denn im Pausenbrotteam? Wenn es täglich angeboten werden soll, müssen es entweder sehr viele sein oder ihr kommt oft dran.
A: Im Moment sind wir 17 Mütter und 1 Vater. Das ist sehr knapp, zumal ein paar von uns den Dienst lieber zu zweit machen würden, weil der Ansturm in der Pause so groß ist. Man kommt ca. alle 4-6 Wochen dran, das ist davon abhängig wie oft man kann und will. Viele von uns sind ja berufstätig. Wir tauschen auch öfter und springen füreinander ein. Das klappt sehr gut, weil wir uns gegenseitig unterstützen. Nur, wenn beispielsweise ein eigenes Kind morgens krank wird, kann es sein, dass man auf die Schnelle keinen Ersatz findet und das Pausenbrot ausfallen muss. Neue Eltern sind also herzlich willkommen!
F: Trefft ihr euch auch manchmal als Team?
A: Ja, ungefähr 2-4mal im Jahr frühstücken wir zusammen, um uns kennen zu lernen, Anstehendes zu besprechen und Ideen zu sammeln.
F: Wie alt sind denn eure eigenen Kinder?
A: Vom Kindergarten bis Oberstufe ist alles dabei. Einige von uns haben mit kleinen Kindern angefangen und sind dabei geblieben, also schon seit mehreren Jahren. Andere sind erst seit Kurzem dabei.
Der Wagen ist mittlerweile gerichtet, wir stehen auf dem Pausenhof und schon bevor es geklingelt hat, stürmt der Erste heran. Bereits wenige Minuten nach dem Klingeln umringen bis zu 15 Kindern den Wagen und wollen „das da und das da und das da“. Auch ein Lehrer freut sich über ein ergattertes Brötchen und findet anerkennende Worte. Als ich meinen Fotoapparat hervorhole, ruft ein Junge: „ist das Waldorfwerbung?“
F: Eigentlich wollte ich jetzt fragen, was euch an der Arbeit Spaß macht, aber die Frage erübrigt sich schon fast beim Anblick dieser bunten Kinderschar.
A: – Am Pausenbrotwagen ist man mittendrin ohne als Mutter wahrgenommen zu werden. Man erhält einen eigenen Eindruck der Pausensituation, beobachtet die Kinder und ihre Spiele; es gibt z.B. acht Arten Fange zu spielen!
– Es ist die Begegnung mit Kindern unterschiedlicher Altersstufen. Schön ist auch zu sehen, dass Lehrer und Kinder miteinander und füreinander da sind.
– Man gewinnt einen Eindruck von innen, stört aber selber nicht das Geschehen. Tolle Sache!
F: Und wie reagieren eure eigenen Kinder auf euer Engagement für die Schule?
A: – Die freuen sich. Sie sagen: „du bist die Beste!“
– Meine finden es gut, dass ihre Mutter Teil der Schule ist, da ist.
– Das Kind hat einen Bezug zum Pausenbrot – das ist ein Pluspunkt. Eltern und Kinder schaffen miteinander Gemeinschaft. Die Kinder erleben, dass ihren Eltern ihre Schule so wichtig ist, dass sie Zeit für diese Schule aufbringen.
F: Dass das den Kindern und den Eltern gut tut, habe ich wirklich sehr oft erlebt. Die Pause ist zu Ende und noch ein halbes Brötchen ist übrig. Was geschieht mit den Resten?
A: Über die freuen sich die Sekretärinnen oder die Lehrer. (Selbstverständlich bezahlen sie sie auch.)
F: Vielen Dank für das Interview und die labhaften- äh lebhaften Eindrücke. Wer sich auch beim Pausenbrot engagieren möchte, melde sich bitte bei:
Frau Neumann