Neugierig und furchtlos
Seit einiger Zeit gibt es an unserer Schule eine Gruppe Ziegen und Sirius war daran beteiligt, den Bau eines Stalls für sie zu finanzieren. Was hat es mit diesen Ziegen auf sich und warum ist Sirius so stolz darauf, an diesem Projekt beteiligt zu sein?
von Susanne Gabor
Neugierige Ziegen (Foto: Werner Freundt)
Der Ziegenstall wurde von unserem Gartenbaulehrer Jörg Moosmann zusammen mit Eltern und Schülern in mehreren Wochenendeinsätzen und unter der Mithilfe des Schulvaters und Zimmermanns Natanael Thjen errichtet. Gebaut haben daran unter anderem auch Schüler aus den neunten Klassen. Eine dritte Klasse mauerte den Sockel. Finanziert wurde das Projekt hauptsächlich durch einen Wettbewerbsgewinn von BAUHAUS und durch SIRIUS.
Sicher fragen Sie sich, was an der Arbeit mit den Ziegen pädagogisch wertvoll ist. Herr Moosmann erklärt: Ziegen sind größere Tiere und die Kinder lernen sich zu zutrauen, sie zu versorgen. Sie bekommen auch etwas von ihnen, nämlich die Milch. Diese wiederum muss „ermolken“ werden. Das ist eine besondere Beziehung zueinander. Sie erleben die Tiere, lernen was sie brauchen und beobachten sie. Dadurch erforschen sie ihr Wesen, finden heraus was sie mögen und worin sie sich unterscheiden. Sie gehen mit den Tieren um, indem sie sie hüten, locken, mit ihnen spazieren gehen, sie versorgen. Bäuerliche Tätigkeiten werden ausgeübt wie Ausmisten, Laubheu schneiden und in Bündeln zum Trocknen für den Winter aufhängen. Die übrig gebliebenen Zweige müssen täglich aus dem Einstreu gesammelt werden. Außerdem war im Frühjahr 2012 der Weg zur Weide zu matschig und musste mit Steinen belegt werden. Es gibt also viele verschiedene Tätigkeiten!
Die wenigsten Kinder haben zuhause Nutztiere. Und zu Haustieren besteht oft ein verniedlichtes, verschöntes Verhältnis. In der Ziegen AG wird offen darüber gesprochen, was aus den Zicklein wurde, die schon weggegeben wurden und dass die Böcke häufig später geschlachtet werden. Aus diesem Grund wird darauf geachtet, dass nicht alle Ziegen jedes Jahr Zicklein bekommen, um nicht so viele Tiere hergeben zu müssen. Die Kinder sollen Tierhaltung so tiergerecht und ideal wie möglich erleben. Damit sie sich damit identifizieren und verbinden können.
Warum gerade Ziegen? Ziegen sind ideal, weil sie neugierig und furchtlos sind und auf die Kinder zugehen. Schafe sind meistens ausgesprochene Herdentiere und deshalb in der Regel scheuer. Hühner sind auch interessant, wenn auch auf ganz andere Weise. Ein Esel oder ein Pony zusätzlich wären schön. Aber daran ist erst zu denken, wenn die Arbeit von mehr Helfern getragen wird.
Landwirtschaftliche Vielfalt durch Tierhaltung (Foto: Werner Freundt)
Das klingt nicht nach Streichelzoo und soll auch keiner sein. Der Wunschtraum von Herrn Moosmann ist, im Schulgarten einen Miniaturbauernhof zu haben, weil die herkömmliche Landwirtschaft durch ihre Spezialisierungen inzwischen wenig Vielfalt bietet und eine nahezu ideale Tierhaltung incl. Verarbeitung am besten ohne wirtschaftliche Zwänge realisiert werden kann .
Zuzutrauen ist Herrn Moosmann so ein Projekt allemal. Er ist nämlich außer Waldorflehrer auch Landwirt und Erlebnispädagoge. Und er bewahrt Nerven und Überblick, wenn es drunter und drüber geht. Sein Wissen über Ziegen hat er übrigens auf einem Ziegenhof erworben.
Wenn Sie Herrn Moosmann bei der Versorgung der Ziegen unterstützen möchten, wenden Sie sich direkt an ihn.